8. Mai 2006

[TV&Co] Sunday, Bloody Sunday

So, an dieser Stelle mal eine neue Rubrik: TV&Co. Und gleich zu Beginn ein Verriß Review zum Film "Hostel".

Die Story beginnt relativ harmlos. Wie jeder gute Teenie-Film wird sich erstmal durch halb Europa gekifft und gevögelt, das ganze leidlich unter American Pie-Niveau. Die drei Hauptdarsteller sind: ein notgeiler Finne, ein leicht homoerotisch angehauchtes Sensibelchen und ein Collin Farrell-Klon, der notfalls auch als Richard Grieco durchgehen würde (die Älteren erinnern sich vielleicht noch an ihn) und der zudem tiefst unsympathisch ist.

Also kriegt diese Losertruppe in Amsterdam (Titten, Nutten, Gras) von einem Typen mit Herpes an der Lippe den Tip, man könne doch in der Slowakei scharfe Bräute aufreißen [1]. Gesagt! Getan! Und nach einer etwas seltsamen Begegnung mit einem späteren Bösen im Zug checken sie auch mitten ine einem slowakischen Kaff ein, nur um ihr Zimmer mit zwei russischen Bi-Mäusen zu teilen, die sie sodann erst in die Sauna, Disco und anschließend mit ins Bett nehmen.

Bis hierhin hat sich ein schlechter Softporno abgewickelt - 40 Minuten nach Beginn sind wir immer noch nicht weiter. Aber jetzt! Erst wird der Finne eingesackt, danach das Sensibelchen von seiner Bekanntschaft aus dem Zug zu Tode gefoltert [2].

Mr. Unsympath hat mittlerweile mitgekriegt, dass irgendwas im Busch ist und wird von der einen Bi-Maus zu einer alten Fabrik gebracht, wo sie ihn auch noch einsacken. Anschließend soll er von einem Italiener [3] fertig gemacht werden, der für dieses "Vergnügen" bezahlt hat. Es gelingt ihm, sich zu befreien und einige blutige Szenen mit einer Kettensäge später versteckt er sich unter einigen Leichen, um von den Wächtern der Anlage nicht erwischt zu werden. Nach einer kurzen Zwischensequenz in einem Krematorium [4] ist er schon fast bei einem Auto, hat zwischenzeitlich erfahren, dass reiche Typen Geld zahlen, um hier Menschen zu töten (= Pointe des Films; aber das wußte er eigentlich schon beim Italiener!?), als er nochmal zurückkehrt, um eine Asiatin, die früher im Film eingeführt wurde, noch zu retten. Dass die nach ihrer Behandlung mit einem Bunsenbrenner am Auge überhaupt noch schreien kann und unbemerkt zurück zum Auto kommt ... naja, sei's drum.

Bevor sie dann zum Bahnhof flüchten, erwischen sie noch den Herpes-Typen aus Amsterdam und die beiden Bi-Mäuse mit dem Auto [5]

Aber jetzt kommt der vorläufige Höhepunkt: WEIL die Asiatin so entstellt ist, dies aber erst am Bahnhof merkt, als sie in eine spiegelnde Scheibe blickt (sie hat nur noch ein Auge, vielleicht deshalb so spät? Oder Schock? Slowakische Autos haben offensichtlich weder Spiegel noch spiegelnde Oberflächen. Und das, obwohl die Frisur von Captain America immer sehr akkurat ist), springt sie vor eine Lok, was unserem Helden die Möglichkeit gibt, seinen Häschern zu entkommen. Klassisches Ablenkungsmanöver!

Und weil's so schön ist, trifft er im Zug wieder den einen Bösen, den ich hier jetzt mal einfach den Zug-Bösen nenne, der ja auch seinen einen Kumpel ermordet hat. Jedenfalls macht er ihn auf einem Bahnhofsklo alle. Dann ist aber auch wirklich Schluß, echt jetzt.

Insgeamt war der Film sehr enttäuschend. Weder fühlt man sich verbunden mit den Protagonisten (die einfach debile Arschlöcher sind und es irgendwie auch nicht besser verdient haben), noch können die Blutszenen überzeugen, da sie entweder gar nicht oder zu dunkel gezeigt werden. Einem Peter Jackson wäre das nicht passiert. Selbst die Pointe verpufft aufgrund stümperhafter Regie. Der Hauptheld kuckt da genauso gezwungen angeekelt wie Nick Cage in "8 MM". Deshalb: Tiefdaumen.

[1] Erstes Logikloch: Yeah! 4000km weit fahren, um dasselbe zu haben wie in Amsterdam.
[2] Zweites Logikloch: Anstatt sich am Tisch mit den Folterwerkzeugen zu bedienen (u.a. eine Knarre), versucht er lieber mit durchtrennten Fußfesseln gen Ausgang zu robben.
[3] Oder Spanier, was mehr Sinn machen würde. Im Original soll es angeblich ein Deutscher sein. Macht auch nicht mehr Sinn, weil er seinen Peiniger zuschwallt. Woher soll unser Sunnyboy eigentlich Deutsch können?! Oder Italienisch???
[4] Nächstes Logikloch: Den Typen dort schlägt er nur nieder, schließlich muss ja später noch Alarm ausgelöst werden.
[5] Noch ein Logikloch: Wieso stehen die am hellichten Tag mitten auf dem Marktplatz rum?!

6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Mir stellt sich hier vor allem die Frage: warum sieht man sich sowas überhaupt an? (Ok, ich hab ja schon ein Problem mit allem, was schlimmer als Bambi ist.) Nach Deiner Kritik stelle ich dafür aber fest: schade ums Eintrittgeld...

Gibt's derzeit überhaupt sehenswertes im Kino? Bin grad latent unterinformiert...

Anonym hat gesagt…

Scheint ja wirklich übel gewesen zu sein. Ich hab - glaube ich - mal den Trailer dazu abbekommen. Der erweckte schon bereits den Eindruck, von nicht allzu inspirierten Geistern zu stammen. Aber das es dann so schlimm sein würde ...

Aber ich kann mich da eigentlich auch nur meiner Vorrednerin anschließen: Wieso gehst Du auch in so einen Scheiß!?

coyote hat gesagt…

Weil es umsonst war. Feki.de macht's sonntäglich möglich.

Und irgendwie hat man dann doch die Hoffnung, man kriegt was Vernünftiges zu sehen.

Anonym hat gesagt…

Ist das nicht von nem relativ guten Regisseur?
Naja aber im gemeinen Horrorfilm haben Sinn und Logik auch nichts zu suchen! *hehe*

Anonym hat gesagt…

Mhm super, etz hab ich keinen Bock mehr den Film zu sehen..
Dabei hatte ich bei ner IMDB-Wertung von 5.8 gedacht, dass der net sooo schelcht sein kann..

Naja. Hab eh keine Zeit.. Für Kino, is ja schließlich Kellersaison ;)

Grüße

Jay

coyote hat gesagt…

@anima
Eli Roth(?) ist ein Newcomer, seine bisherige Filmografie umfasst:
Cabin Fever

@jürgen
Die ersten 40min sind echt "nett", der Rest wurde schon in den Trailern verbraten. Lass dir vom Holger die englische DVD geben.