29. Juni 2008

[Blog] Neues Spielzeug

... naja, zumindest für mich als Regiesseur im Hintergrund: Ich kann jetzt Postings gezielt später absetzen und nicht nur sofort veröffentlichen mit falschem Datum:

Kommt zwar so gut wie nie vor *hüstel* - aber trotzdem schön, dass nach fast zwei Jahren mal wieder was von Blogspot verbessert wurde.

28. Juni 2008

[MISC] Canyon Defense


Und wieder mal so ein Zeittotschläger (Bild = Link). Ziel des Spiels ist es, eine perfekte Verteidigungsanlage zu bauen, inklusive Atombombe (die interessanterweise intelligent genug ist, nur feindliche Einheiten anzugreifen) und Lasergeschützen (später).

Ich empfehle die erste Karte und den Level "hard", da es hier mehr Angriffswellen gibt und man in Ruhe fertig forschen kann. Ansonsten zeichnet dieses Spiel vor allem eines aus: Man versteht sofort und intuitiv das Spielprinzip.
Wie Tetris oder Super Mario Bros. muss man nicht lange überlegen oder schwierige Tastenkombinationen lernen (im Gegentum, es wird ausschließlich per Maus gespielt) lernen und kann sofort loslegen. Langzeitspaß ist ebenso garantiert, da man immer wieder neue Strategien ausprobieren kann. Also eine Art Sim City für Zwischendurch, bloß gewalttätiger ;-)

26. Juni 2008

[MISC] WIENALE! OH-OH!!


Und wieder einmal standen die Türken kurz vor Wien, konnten vom deutschen Entsendeheer aber in allerletzter Minute gestoppt werden ... HUMBA!!

23. Juni 2008

[TV&Co] Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui

Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch.

Auf dem Spielplan des Staatstheaters Nürnberg steht im Sommer 2008 das Brecht-Stück "Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui" - Grund genug, sich das Spiel einmal anzusehen.

Inhaltlich ist "Arturo Ui" eine Parabel auf den Aufstiegs Hitlers, episch verfremdet ins Milieu der Gangsterzeit der Prohibition der 20er Jahre in Chicago. Bemerkenswert an dem Stück ist, dass es 1941(!) im finnischen Exil geschrieben wurde und dass Brecht erst beim Schreiben die Ähnlichkeit der Gangstermethoden Al Capones und dem brutalen Vorgehen Hitlers und seiner Schergen auffiel. Dennoch wird Hitler als Witzfigur der Lächerlichkeit preisgegeben - die Frage ob dies zulässig ist, füllt viele Meter der Literaturwissenschaft und wird vermutlich niemals endgültig gelöst werden.

Interessant ist das Spiel von Verführung und verführt werden, soll der Zuschauer - gemäß Theorie des epischen Theaters - eine kritische, reflektierte Distanz wahren, andererseits die Zusammenhänge des großen Ver-Führers nachempfinden können. Ich persönlich denke, dass hierbei der große Reiz des Stückes liegt, diesen Spagat zu schaffen.

Die Inszenierung in Nürnberg nun macht Ui/Hitler zu Beginn vor allem eines: Lächerlich - vom eigenen Versagen gepeinigt, von den eigenen Anhängern bedroht und vom finanziellen Ruin gefährdet. Das Problem daran ist jedoch, dass die Darstellung des Hitlers sehr stark an die Figur des Goethes Mephisto angelegt ist. Getrieben durch die Umstände entwickelt die Figur eine Willensstärke, der die anderen Figuren nichts entgegenzusetzen haben. Hitler als klassisches Universalgenie?! Das erscheint mir mehr als fragwürdig.

Beginnt das Stück noch als launige Gangstergeschichte, kommt irgendwann nach der Pause der Bruch. Sowohl inhaltlich als auch inszenatorisch tritt immer stärker der Nazi-Bezug hervor und gipfelt im Auftritt der Schauspieler in scharzen Nazi-Uniformen und Ui in der entsprechenden hellbraunen "Führerkluft" - unweigerlich werden Assoziation zu Chaplins "Großer Dikatator" wach in diesem Moment.

Hier ist auch mein größter Kritikpunkt: Ich kann mir nicht vorstellen, dass Brecht das Ende des Stücks als (wortwörtlich!) todernsten Auftritt geplant hatte. Auch gibt die Inszenierung keinen Aufschluß darüber (evtl. wurde zu viel gekürzt?), warum plötzlich alle diese Veränderung durchmachen. Bei Ui mag man das noch einigermaßen aufgrund der historischen Kenntnisse des Publikums nachvollziehen können, aber warum die Figur des Givola/Goebbels in einem Moment noch den Al Capone-Killer gibt, der sich über sein Opfer amüsiert und im nächsten Moment seine Maske fallen lässt, bleibt unerklärlich. Die Satire wird nicht aufrecht erhalten, die Allegorie durchbrochen. Zum Schluß steht Hitler und nicht Ui auf der Bühne.

Das mag zwar durchaus clever sein, dem Publikum aufzuzeigen, dass der Clown seine Maske fallen lässt. Aber damit wird den Zuschauern auch die kritische Reflexion abgenommen, die Moral wird vorgekaut, man muss sie nur noch schlucken, was bleibt ist die Katharsis. Natürlich könnte man behaupten, man möchte genau aufzeigen mit dieser Inszenierung, wie groß der Schock war, als das Ausmaß Hitlers plötzlich ins Bewußtsein drängt. Aber ich kann mir wirklich nicht beim besten Willen vorstellen, dass Brecht das in seinem Stück so angelegt hat, dafür war es ihm viel zu wichtig, Hitler lächerlich zu machen, dafür war die Inszenierung auch viel zu sehr auf Slapstick ausgelegt lange Zeit. Daneben wird für meinen Geschmack auch die Leni Riefenstahl-Optik zu sehr gemolken.

Was bleibt also? Zunächst einmal das phantastische Bühnenbild, bestehend aus Holzboxen und Containern, die je nach Szenerie umgeschoben und sogar geöffnet werden konnten. Das Licht und die musikalische Untermalung war perfekt abgestimmt. Gefallen hat mir die Darstellung der Figur des Roma und Givola. Der Höhepunkt war sicherlich die Gerichtsverhandlung, bei der die Schauspieler ihr komödiantisches Talent beweisen durften. Besonders gut hat mir die Figur der Betty Dullfeet gefallen, deren Rolle mir zuvor im historischen Kontext zwar klar war, deren Impakt auf der Bühne jedoch noch sehr viel härter und brutaler ist, als ich mir das zuvor vorstellen konnte.
Überschattet wird das freilich von der etwas seltsam gespielten Figur des Ui, dem harten Ende, das zu wenig Interpretationsfreiraum lässt und zu sehr die Nazi-Karte ausspielt.

10. Juni 2008

[Life] HH

Letzte Woche war ich für 4 Tage in Hamburg auf Schulung (AC205: Einzelabschluß). Leider blieb wenig Zeit, sich die Stadt anzuschauen, immerhin dauerte der Kurs nur vier Tage bzw. drei Übernachtungen.

Zudem ist Hamburg eine einzige Großbaustelle momentan wie mir scheint. Was Berlin in den 90ern war, ist heute Hamburg. An allen Ecken wird gebaut, was das Zeug hält, werden Glaspaläste hochgezogen, Straßen neu anglegt und öffentliche Plätze geschaffen - hauptsächlich betroffen ist die Speicherstadt und "Hafencity", wo auch die Schulung stattfand.
Trotz des Baubooms kann ich mir momentan allerdings vorstellen, dass dort wirklich ein Raum geschaffen wird, in dem es sich lohnt zu leben. Zwar sieht das alles ganz schick und modern aus, liegt auch am Wasser und genügt wohl allen Komfortansprüchen des frühen 21. Jahrhunderts ... trotzdem wird "Hafencity" durch die Speicherstadt vom Rest Hamburgs abgetrennt. Um zur Innenstadt zu gelangen müsste man schon gut eine halbe Stunde durch die Speicherstadt laufen - und dort werden nach 18 Uhr die Gehsteige hochgeklappt, was eine durchaus düstere und unheimliche Atmosphäre erzeugt, wenn man nachts an diesen Gründerzeit-Gebäuden vorbeiwandelt. Darüberhinaus scheint mir die architektonische Halbwertszeit mancher Gebäude doch recht gering, in 10 Jahren wird das alles vielleicht schon als veraltet gelten.
Und letztlich wirkt der ganze Stadtteil sehr steril, da er offenbar am Reißbrett entwurfen wurde.

Ganz anders das Gebiet um mein Hotel herum, das am Hauptbahnhof lag. Hier ist die Demarkationslinie nämlich zwischen Füßgängerzone mit vielen (teuren) Geschäften und dem Straßenstrich. Als ich gegen 19 Uhr abends einmal die nähere Umgebung erkunden wollte, räumten die meist türkischen oder indischen Händler ihre Waren auf und der Schichtwechsel mit den Prostituierten begann.

Erschreckend war für mich, welches Elend sich da auftat. Statt RTL2-mäßigen Edelnutten oder romatisch verkitschten Pretty Women standen dort vor Stundenhotels und Pornokinos Frauen, die der Begriff "abgefucked" treffender nicht beschreiben könnte - und ich meine das noch nicht mal respektlos, sondern eher mit Mitleid. Ich hatte bisher noch keinen Straßenstrich gesehen (jaja, in einer Kleinstadt aufgewachsen ...), aber dass es derart schlimm ist, war dann doch eine sehr große Überraschung. Noch grotesker war nur die Vorstellung, wer die Dienste dieser Frauen in Anspruch nehmen würde ... inwieweit Vernunft und Sexualtrieb hier kollidieren und welche Implikationen das alles nach sich zieht, soll an dieser Stelle nicht diskutiert werden.

Abschließend muss noch gesagt werden, dass die direkte Hamburger Schnodderschnauze sich sehr gut mit der zugegebenermaßen etwas verschlossenen fränkischen Art scheinbar gut versteht: Der Informationsaustausch läuft reibungslos und niemand fühlt sich von der direkten unhöflichen Art des anderen angegriffen, im Gegenteil - man kriegt, was man will und das auch noch recht schnell.