23. September 2006

[TV&Co] Noch mehr Frauen-Content

Nach meiner Verwunderung über den allseits bekannten und für Betroffene so gar nicht als zwanghaft empfunden Schuhtick gestern, begab ich mich in ein örtliches Programmkino, um "Volver - Zurückkehren" anzuschauen. Die kurze Inhaltsbeschreibung kündete es ja schon mehr oder weniger an, dass es sich um einen sog. Frauen-Film[1] handeln könnte. Und das tat es auch.
Der Film ist bunt, schrill, spielt sehr elegant mit Farben und Aussatttung und bietet immer wieder tiefe Einblicke in Penelope Cruz' Ausschnitt und shots auf ihre unendlich langen Beine[2]. Aber das Drehbuch ist eine einzige Krankheit. Die Handlung ist undurchdacht inszeniert und unlogisch.

(Achtung Spoiler!)

So bringt die 14-Jährige Tocher von Cruz ihren Vater in Notwehr um, welcher ein eindimensionaler Charakter ist und bleibt, einzig dazu eingeführt wird, um später zu sterben[3]. Anstatt zur Polizei zu gehen (was in diesem Fall ja absolut logisch und ohne Konsequenzen wäre), wird die Leiche in eine Kühltruhe eines Restaurants, das zufällig zu Beginn des Films gerade geschlossen wurde, verfrachtet, das von Cruz kurz daraufhin (illegaler Weise, weil es nicht ihres ist) wiedereröffnet wird, als eine Filmcrew auftaucht, um dort zu essen. Der Film plätschert ab diesem Zeitpunkt vor sich so hin, als Nebenhandlung taucht noch die vermeintlich tote Mutter von Cruz bei deren Schwester (welche glaubt, es handelt sich um einen Geist (sic!)) auf und eine Bekannte erkrankt an Krebs. Letzten Endes kommt dann noch heraus, dass die Mutter den Vater von Cruz getötet hat sowie dessen Geliebte und dass er der eigentliche Vater der 14-Jährigen Tochter ist (also Inzest) und nicht der, der umgebracht wurde am Anfang. Ende.

Das Lustige ist, das weiß man als Zuschauer schon nach ungefähr einer dreiviertel Stunde, die Charaktere aber tappen ewig im Dunkeln, teilweise wird das auch künstlich hinausgezögert: "Sagst du mir, wer mein Vater ist?" - "Später, Liebes, wir müssen jetzt zu einer Party." Solche Dialoge tun echt weh. Und v.a. machen sie das kaputt, was der Film die ganze Zeit versucht: Starke Frauenfiguren zu zeigen. Im Gegenteil, zum Schluß fragt man sich, warum die alle so irrational handeln (Mord vertuschen, als Geist auftreten, Geheimnistuerei ...), dass man auch irgendwie kein Mitleid hat und sich der gepflegten Langweile hingibt. Und Penelopes Ausschnitt.

Letzten Endes war es aber auch egal, weil es sowieso wichtiger war, mit wem ich in diesem Film war als der Film selber ...

[1] An sich einen dämliche Charakterisierung, aber trotzdem weiß jede/r, was damit gemeint ist.
[2] Irgendwie hatte sie die ganze Zeit einen Rock an.
[3] Erinnert an die alte Star Trek-Regel, dass Nebenrollen mit Sprechanteil immer sterben.

6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

"In Cannes ausgezeichnet für das beste Drehbuch und für die herausragende Leistung des Ensembles der Hauptdarstellerinnen."

Wie üblich sieht der bekennende Antifeminist nur das Negative - und natürlich lauter Frauenbeine und -brüste!

coyote hat gesagt…

Liebe AOL-Nutzerin,

musste heute lange über unser Gespräch gestern nachdenken. Zumal ich immer noch das Gefühl habe, du warst enttäuscht von mir.

Außerdem bin ich kein Antifeminist, sondern bin für ein Miteinander und kein Gegeneinander. Das weißt du aber auch.coyote123

coyote hat gesagt…

*gnah, jetzt hats den Rest geschluckt!

...

Dass Penelope Cruz der "Hingucker" des Filmes ist, ist wohlkalkuliertes Kalkül der Macher gewesen - das ist nicht meine Schuld, dass die ihre sekundären Geschlechtsmerkmale in die Kamera hält. Dem Drehbuch fehlt es an Stringenz und Nachvollziehbarkeit - warum belügen die sich alle grundlos(!) gegenseitig, verheimlichen Dinge aus der Vergangenheit und halten die Famili ein Ehren andererseits - das ist nicht nachvollziehbar für mich, Frauenthemen hin oder her.

Ich finde, es wurde eine Chance vertan, da die schauspielerische Leistung durchwegs gut war, eine Botschaft zu vermitteln.

Jürgen Hösch hat gesagt…

Ich glaube die Tragik in der sich auch die von Dir kritisierten Dialoge für die "starken Frauenfigure" befinden macht den Film erjavascript:void(0)
Publish Your Commentst aus! Warum sollte er zwanghaft eine stringente Message haben?

coyote hat gesagt…

Naja, weil er sich nicht entscheiden kann, ob er schwarze Komödie, Heimatfilm, Charakterstudie, Esoterikfilm, Liebesfilm, ... ist. Dieses hin- und hertorkeln macht es schwierig - zumal er meinen Sehgewohnheiten nicht entspricht, zugegebenrmaßen.

Dass er Preise gewonnen hat, mag ja sein, aber das entbindet mich nicht von einer kritischen Bewertung ;-)

Anonym hat gesagt…

Lieber Coyote,

Antifeminismus ist der passive oder aktive Widerstand gegen die Aufwärtsbewegung des weiblichen Geschlechts (sagte uns schon Hedwig Dohm). Das Einführen von Frauenquoten ist ein Teil dieser Aufwärtsbewegung. Ergo: der Gegner von Frauenquoten ist ein Gegner der Frauenbewegung = ein Antifeminist.
Darüberhinaus bezweifle ich stark, dass du dich je ernsthaft mit dem Thema auseinandergesetzt hast, so subjektiv wie du darüber redest. Sicher enttäuscht es mich, weil mir da wiederum "an Stringenz und Nachvollziehbarkeit" fehlt.

Ich kann dir jetzt nicht den ganzen Film interpretieren, nur so viel sei gesagt:
Der Auschnitt der Cruz entsprach dem von ihr verkörperten Charakter ("wohlkalkuliertes Kalkül der Macher" unterstelle ich eher solchen belanglosen Filmen mit ihr wie "Woman On Top"); Röcke haben nicht nur sie, sondern alle Frauen im Film getragen, weil es in Spanien einfach üblich ist (Achtung: Bildungslücke!). Hier entlarvt dich dein männlicher Blick auf die Welt und die Frauen. Nicht alle Frauen, die Röcke tragen und ihre Brüste nicht hinter hochgeschlossenen Wolluniformen verstecken, verfolgen damit ein profanes Ziel. Nicht alle Schönheiten dienen mit ihrer Körperlichkeit dem Wohlgefallen des Mannes. Ähnlich der Filmfigur der Cruz gibt es zum Glück auch die, denen es egal ist, ob sie sexistisch gesehen und bewertet werden, die einfach wie Blumen vor sich hin blühen und stolz auf ihre "sekundären Geschlechtsmerkmale" sind. Aber all das entzieht sich dem unflexiblen männlichen Blick, der auf die sexuell überladene Betrachtungsweise spezialisiert ist...
Die von dir geforderte Rationalität ist nicht Ziel dieses Films, auch ist es kein Ziel von Almodóvar, Mitleid zu erregen, sondern eher Bewunderung. Der Film ist weder unlogisch, noch handeln die Personen grundlos, für dich sind bloß die Tragik der Dialoge und die Motive der Frauen verschlossen geblieben, da muss ich Jürgen zustimmen.
Vor allem muss man diesen Film im Kontext seines Landes sehen (Stichwort: Unterminierung des Mythos des spanischen Machos), was du natürlich nicht gewohnt bist, da du ja vorwiegend Amifilme quckst. Weder die Poesie der französischen, noch die Nostalgie der deutschen Filme passen in deine Sehgewohnheiten. Was soll ich dann noch von russischen reden?! Die Zärtlichkeit, Traurigkeit, Klugheit, das Philosophische des Films gingen an dir vorbei, weil du dich die ganze Zeit an dem Nichtvorhandensein männlicher Charaktere und gewohnter Gedankengänge aufhalten musstest. Ein Mann, der in allen Filmen Identifikations- und Abgrenzugsfiguren sucht, verpasst den Zauber der Geschichte, die von einem Mann nicht allein für Frauen geschrieben worden ist.
Auch willst du diesen Film einem einzigen Genre zuordnen - wie langweilig. Genau die Mischung macht's. Zugegebenermaßen überforden die einfach gestrickten Hollywoodstreifen den Zuschauer im Vergleich dazu nicht - aber mich unterforden die.

herzlichst
die AOL-Nutzerin