4. April 2009

[TV&Co] Watchmen



Wenn man sich mit Comics beschäftigt, wird man irgendwann unweigerlich mit dem Namen Alan Moore konfrontiert. Dem nicht-comiclesenden Publikum ist er vielleicht von Verfilmungen wie V wie Vendetta, Die Liga der aßergewöhnlichen Gentlemen oder From Hell. In Comicreisen gilt der Zausel neben Frank Miller (300, Sin City) zu einem *der* Stars überhaupt.

Sein wichtigstes Werk sind die Watchmen. Ein Comic, der Mitte der 80er Jahre veröffentlicht wurde und vom Time-Magazin zu den besten 100 (englischsprachigen) Erzählungen des 20. Jahrhunderts gezählt wurde. Soviel zu den Vorschußlorbeeren.

Wie alle mehr oder minder erfolgreichen Sachen gibt es seit kurzem auch die Verfilmung der Watchmen im Kino zu bestaunen. Gemessen daran, dass die Vorlage (vermutlich) noch tiefer auf die einzelnen Charaktere eingeht (ich werde den Comic demnächst lesen, daheim liegt er schon) und etliches aus dramaturgischen Gründen weggelassen wurde ... ist das bestimmt einer der besten Filme, die ich in den letzten Jahren im Kino gesehen habe - und das mittlerweile sogar zweimal, was definitiv nicht oft vorkommt.

Was die Faszination ausmacht? Das ist schwer zu sagen. Zum einen wird die Thematik "Who watches the Watchmen?" zu latein "Quis custodiet ipsos custodes?" zu deutsch "Wer wird die Wächter überwachen?" bis ins letzte konsequent durchgehalten, zum anderen bieten die Charaktere mit ihren Ecken und Kanten reichlich Projektionsflächen für die eigene Persönlichkeit. Die Frage, ob mit großer Macht große Verantwortung kommt (wie sie in Spiderman kurz und oberflächlich angeschnitten wird), wird hier auf mehren Ebenen bis ins Philosophische hinein erörtert: Natürlich bedeutet Macht auch Verantwortung ... aber wie setzt man die Macht auch verantwortungsbewusst ein? Soll man seine Macht überhaupt einsetzen? Und wie reagieren die Macht-losen darauf?

Vor dem Hintergrund des Kalten Krieges entspinnt sich dadurch ein grandios durchdachte, stimmige Geschichte, die über 160 Minuten zu fesseln weiß. Herauszuheben sind dabei die Charaktere Rorschach, Dr. Manhatten und der Comedian.

Rorschach aufgrund seiner absoluten Kompromisslosigkeit, sowohl im Guten wie auch im Schlechten; Dr. Manhatten, der durch seine gottgleiche Macht sich immer weiter vom Menschsein entfernt und durch seine pure Existenz die Dinge in Bewegung bringt; der Comedian, der menschlicher und maßloser kaum sein könnte.

Der Film mag für den ein oder die andere insgesamt etwas zu brutal sein, gerade bei den Szenen mit Rorschach. Angenehm aufgefallen ist die deutsche Übersetzung, die an vielen Stellen Pointen zu setzen weiß, die im Original so nicht vorkommen.

Das beindruckendste ist jedoch, dass der Film viele Fragen aufwirft, auf sehr vielen Ebenen funktioniert und weit über das (triviale?) Medium Comic oder Film hinausgeht.

(10/10)

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