30. Mai 2008

[TV&Co] Comic-Salon 2008


Vom 22.-25. Mai fand der Comic-Salon wieder einmal in Erlangen statt. Das besondere daran ist, diese Veranstaltung ist eine Biennale - und es ist die größte und wichtigste Fachmesse der sequentiellen Bilderkunst.

Für mich war es nach einer Pause 2006 der insgesamt fünfte Comic-Salon mittlerweile. Nach den Boomjahren um 1998 folgte 2000 bekanntlichermaßen ein Zusammenbruch des Marktes, dessen am deutlichlichst spürbare Konsequenz die Insolvenz des Dino Verlages war sowie die Vereinigung der Marvel- und DC Comics-Lizenzen unter Panini.

So spiegelte sich die Branche auch immer im Comic-Salon wieder; war der Größenwahnsinn 1998 dann im Jahr 2002 einer neuen Bescheidenheit (und einem deutlichen Preisverfall!) gewichen. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch der Aufstieg von Mangas, die mittlerweile von allen großen Verlagen ins Programm aufgenommen wurden - lediglich Panini, die unter dem Label "Planet Manga" dieselbigen vertreiben, hielten es wohl für unnötig, Mangas mitzubringen. Weshalb ich darauf eingehe? Nun, ich gedachte, mir die neueste deutsche Ausgabe von Berserk zu holen, die just am 22. Mai hätte erscheinen sollen.

Was auffiel, war der hohe Anteil an deutschen Künstlern, die vertreten war. Auch hatten einige Unis Stände aufgebaut. Sehr sehenswert waren die Kostüme des Cosplay-Wettbewerbs (irgendwie ein sehr weibliches Hobby anscheinend?! Nur gut, dass viele Anime-Heldinnen so wenig Stoff am Leibe tragen ^_^).

Am Samstag gab es dann die traditionelle Sammlerbörse am "Neuen Markt". Leider war ich da nicht erfolgreich, was zum einen an meiner nicht sonderlich guten Vorbereitung lag (welcher Spawn fehlt jetzt eigentlich noch??), zum anderen am Nichtvorhandensein eines Albums, das mir nach wie vor fehlt: 2001 Nights, Teil 6.

Sehr lustig war die Idee, für Besucher gratis ein Stickeralbum herauszugeben, für das an allen Ständen kleine Aufkleber auslagen. Natürlich war das nicht das einzige Merchandising, so hab ich tonnenweise Papier und give-aways mitgenommen. Zuviel, um es bis jetzt zu sortieren ;-)

Insgesamt hat sich der Comic-Salon sehr gelohnt, wenngleich ich zugeben muss, dass mein Hunger auf Comics in den letzten Jahren beständig gesunken ist. Eigentlich lese ich nur noch eine Serie (s.o.) - und selbst die erscheint nur alle 4-6 Monate, da man mittlerweile zu nah an der Veröffentlichung der Originale ist. So, und jetzt mal ein wenig bei ebay stöbern und schauen, welche Bände eigentlich noch von Darkness fehlen ...

28. Mai 2008

[TV&Co] Indy 4


Kultikonen gibt es im Kino gar viele, man denke da nur an den Terminator, Rocky oder eben auch Indiana Jones - und Hollywood wäre nicht Hollywood, wenn es keine Fortsetzungen erfolgreicher Filme gäbe.

Um es gleich mal vorwegzunehmen: Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels kann es nicht mit den Vorgängern aufnehmen, wirkt sogar etwas eigenwillig bis fremd und fällt somit nicht nur zeitlich aus der Reihe.

Auffällig sind die vielen Modernisierungen, gleich zu Beginn fällt v.a. der fehlenden Prolog (Südamerika-Tempel mit Kugel, Nachtclub-Intermezzo, Young Indy) und das fehlende Indy-Logo auf. Irgendwie scheint man auch sonst eher auf Tempelritter-Action á la Cage oder Fantasy-Elemente á la Mumie geschielt zu haben, die das Gepann Spielberg/Lucas wohl als zeitgemäßer empfanden. Die ständigen Anspielungen darauf, keine "Grabräuber" (= Tomb Raider) zu sein, macht die Sache auch nicht besser, man hätte sich vielleicht auf seine eigenen Wurzeln besinnen sollen.

Die Handlung ist eigentlich nach den ersten 30 Minuten leider allzu sehr vorhersehbar. Gab es bei den alten Indy-Filmen immer noch etwas Neues, Größerers zu entdecken, geht die Handlung recht stringent voran, Geheimnisse werden sofort gelöst, Fragen sogleich beantwortet. Sogar das Finale wird komplett erklärt, womit das Mythische und Geheimisvolle auch verloren geht

Auch die Bösen können das seichte Spektakel nicht so ganz retten, selbst Cate Blanchett kommt eher verwirrt denn diabolisch daher, auch hier muss man also Abstriche in Kauf nehmen.

Die Frage, die sich wirklich stellt: Warum ausgerechnet diese Geschichte? Im Vorfeld hieß es immer wieder, die lange Pause (18 Jahre!) sei dem Drehbuch geschuldet, das dem Trio Spielberg/Lucas/Ford nicht gefallen haben soll. Warum dann ausgerechnet diese Geschichte ausgewählt wurde, ist mir schleierhaft, zumal mit "Indiana Jones and the Fate of Atlantis" oder "Indiana Jones und die Legende der Kaisergruft" deutlich bessere Storys schon vorlagen.

Sehenswert ist der Film vor allem wegen Harrison Ford, einigen sehr gelungenen Anspielungen auf frühere Teile, dem 50er-Jahre-Flair (hätte man noch weiter ausbauen können) und einer genialen Fechtszene auf zwei fahrenden Autos (im Kino sollte sowieso wieder mehr gefechtet werden).

Fazit: Wie bei Terminator und allen Batman-Filmen ohne Beteilung von Tim Burton wird es in ein paar Jahren heißen: "Naja, bis auf den letzten Teil sind die Filme einfach nur geil."
(6/10)

25. Mai 2008

[Life] Towel Day

Ein Handtuch ist so ungefähr das Nützlichste, was der interstellare Anhalter besitzen kann. Einmal ist es von großem praktischem Wert – man kann sich zum Wärmen darin einwickeln, wenn man über die kalten Monde von Jaglan Beta hüpft; man kann an den leuchtenden Marmorsandstränden von Santraginus V darauf liegen, wenn man die berauschenden Dämpfe des Meeres einatmet; man kann unter den so rot glühenden Sternen in den Wüsten von Kakrafoon darunter schlafen; man kann es als Segel an einem Minifloß verwenden, wenn man den trägen, bedächtig strömenden Moth-Fluss hinuntersegelt, und nass ist es eine ausgezeichnete Nahkampfwaffe; man kann es sich vors Gesicht binden, um sich gegen schädliche Gase zu schützen oder dem Blick des Gefräßigen Plapperkäfers von Traal zu entgehen (ein zum Verrücktwerden dämliches Vieh, es nimmt an, wenn du es nicht siehst, kann es dich auch nicht sehen – bescheuert wie eine Bürste, aber sehr, sehr gefräßig); bei Gefahr kann man sein Handtuch als Notsignal schwenken und sich natürlich damit abtrocknen, wenn es dann noch sauber genug ist.

Was jedoch noch wichtiger ist: ein Handtuch hat einen immensen psychologischen Wert. Wenn zum Beispiel ein Strag (Strag = Nicht-Anhalter) dahinter kommt, dass ein Anhalter sein Handtuch bei sich hat, wird er automatisch annehmen. er besäße auch Zahnbürste, Waschlappen, Seife, Keksdose, Trinkflasche, Kompass, Landkarte, Bindfadenrolle, Insektenspray, Regenausrüstung, Raumanzug usw, usw. Und der Strag wird dann dem Anhalter diese oder ein Dutzend andere Dinge bereitwilligst leihen, die der Anhalter zufällig gerade »verloren« hat. Der Strag denkt natürlich, dass ein Mann, der kreuz und quer durch die Galaxis trampt, ein hartes Leben führt, in die dreckigsten Winkel kommt, gegen schreckliche Übermächte kämpft, sich schließlich an sein Ziel durchschlägt und trotzdem noch weiß, wo sein Handtuch ist, eben ein Mann sein muss, auf den man sich verlassen kann.


Douglas Adams: Per Anhalter durch die Galaxis
mehr zum Towel Day ...

21. Mai 2008

[TV&Co] Hamlet

Die geneigte Leserschaft kennt meinen Hang zum Filmkritirezensieren, an dieser Stelle nun ein Versuch, über ein Theaterstück eine Meinung zu formulieren.

Vorneweg, es geht um nichts geringeres als Shakespeares Hamlet, vermutlich eines der wichtigsten und komplexesten Stücke, die das Abendland hervorbrachte. Für einen etwas tiefgründigeren Einstieg sei deshalb auch auf die englische Wiki verwiesen, die sehr viel umfangreicher auf das Drama und seine Theatergeschichte eingeht.

Die Geschichte
Die Handlung dürfte bekannt sein, um aber näher auf die Inszenierung eingehen zu können, hier noch mal ein kurzer Abriß: Hamlets Vater wird von Claudius, dem Bruder Königs und Hamlets Onkel demzufolge, heimtückisch getötet. Claudius heiratet Hamlets Mutter und bestätigt Hamlets Anwärterschaft auf die Thronfolge. Hamlet kann die Hochzeit (immerhin einen Monat nach dem Tod des Vaters) seiner Mutter nicht verzeihen und zieht sich vom Hofleben zurück.
Um Mitternacht erscheint Hamlet der Geist seines Vater, der ihm den Mord enthüllt und zur Rache auffordert. Hamlet ist hin- und hergerissen, weiß nicht, ob es nur ein Einbildung ist oder Realität ist, und beschließt, nach außen hin den Wahnsinnigen zu geben.
Dieser Wahnsinn kommt für den Hofstaat etwas unvermittelt, wird aber der Zurückweisung durch Ophelia, um die sich Hamlet vor dem Tod des Vaters bemühte zugeschrieben.
Als eine Theatergruppe den Hof erreicht, inszeniert Hamlet mit ihrer Hilfe den Königsmord, um aus der Reaktion Claudius' Gewissheit zu erlangen, ob die Gespenstererscheinung die Wahrheit gesprochen hat. Der Plan gelingt, doch Hamlet verzweifelt an der Bürde nach wie vor.
Durch eine Verwechslung tötet Hamlet Ophelias Vater, Polonius, und wird nach England geschickt. Dort soll er von gedungenen Mördern, die Claudius angeheuert hat, eigentlich beseitigt werden, doch gelingt ihm eine unbeschadete Rückkehr nach Dänemark. Ophelia stirbt - inzwischen durch den Tod des Vaters geistig verwirrt. Ehe Hamlet Claudius jedoch stellen kann, fordert Laertes, Sohn des Polonius und Bruder von Ophelia, den ehemaligen Jugendfreund zum Duell - eine Intrige seitens Claudius, der Laertes den wahren Mörder seines Vaters enthüllt.
Das Duell endet für alle Beteiligten inklusive Claudius und Hamlets Mutter tödlich, sodass das Königshaus Dänemarks mit einem Streich ausgelöscht wird.

Die Inszenierung
Da das Theater Erlangen nur über ein recht kleines Ensemble verfügt, das Stück jedoch über viele Sprechrollen verfügt, musste die Inszenierung einige Lösungen finden. Unglaublich gut gelöst wurde dabei die Aufführung der Schauspieltruppe, die Claudius überführen sollte. Die Mitgliederwurden gleichzeitig durch die "echten" Charaktere gespielt - die Aufführung selbst dann wurde ins Publikum gelegt, sodass man die Reaktion des Claudius und Hofstaates nur sah ohne die eigentlich Aufführung.
Das Bühnenbild war komplett in weiß gehalten, die Figuren trugen schwarze Kostüme, was zu einem scherenschnitthaften, sehr grafisch orientierten Bild führte. Die alles beherrschende Treppe wird zum integralen Bestandteil des Spiels.

Die Frage, wie man Hamlet heutzutage spielen kann, wurde auf recht eigenwillige, satirische Art und Weise beantwortet: In bester Terry Pratchett-Manier. Der Ernst der Tragödie bietet Verlockung, ständig und dauernd parodistische Einlagen einzustreuen. Zu verführerisch ist es scheinbar, das Drama zu durchbrechen und Monkey Island-esque die Handlung aufzulockern. Irgendwie hat man das Gefühl, man sieht eine Aufführung, in der sarkastische Kommentare der Generation X (eigentlich Generation Golf, dazu später mehr) eingearbeitet wurden, die über das Stück lästern. Das Problem daran ist jedoch dreierlei:
Zum einen durchbricht man die Erwartungshaltung des Zuschauers, zum zweiten nimmt man ihm die Möglichkeit, dem Stück selbst mit Sarkasmus zu begegnen und drittens zertrümmert man die Katharsis. Und das zugegebenrmaßen recht unterhaltsam.
Man bekommt also weniger eine klassische Tragödie serviert, sondern eine Art "Scary Hamlet", bei dem v.a. der Kunstbetrieb - von Aktions-"Kunst!" bis zu Sido - sein Fett abkriegt.

Nach dem Stück gab es noch die Gelegenheit mit dem Regisseur und dem Dramaturgen in kleiner Runde über das Stück zu sprechen. Dabei kam heraus, dass der Einbau der Komik zum großen Teil nicht von vornherein beabsichtigt war, sondern sich im Laufe der Proben ergab - für mich gleichzeitig eine interessante Erkenntnis, dass Theater bei weitem nicht so streng und monolithisch ist, sondern ein sehr kreativer und schneller Prozess.
Des weiteren wurde versucht, auf den Generationenkonflikt einzugehen, Hamlet als eine Art Kommentar/Reaktion zur Generation Golf auf die Väter der 68er Revolution ... ich persönlich konnte das aus dem Stück nicht herauslesen, gleichwohl schien es dem Dramaturgen sehr wichtig gewesen zu sein. Zum dritten nahm man sich Hamlet als ein "Stück Theater über Theater" als Thema an, etwas, das dann in den parodistischen Einlagen (s.o.) immer wieder aufkam.

Fazit
Alles in allem war der Theaterabend kurzweilig und sehr unterhaltsam. Bei mir wurde aber auch das Verlangen geweckt, eine klassische Inszenierung zu sehen, die weit über das hinausgeht, was diese Inszenierung leisten konnte/wollte - denn trotz aller übergelagerter Komik entwickelt das Stück eine unglaubliche Kraft und Präsenz, bei er sich lohnt, sich intensiver damit zu beschäftigen, geht es doch um zentrale Fragen, die ein Individuum umtreiben: Um Schuld und Sühne, Rache und Vergebung, Wahnsinn und Logik, Sein oder Nichtsein.

7. Mai 2008

[TV&Co] I am Ironman


Etwas spontan ging es gestern in die neueste Verfilmung eines legendären Comichelden: Iron Man.

Zunächst mal: Der Film macht Spass. Wo Spiderman nicht so recht in Fahrt kommt, Batman in einer grottigen Synchro versinkt und die Fantastic Four sich vom Silver Surfer die Schau stehlen lassen, macht Iron Man einfach Laune. Und das liegt v.a. an Robert Downey Jr., der den Playboy und Multimilliardär Tony Stark mit so einer Selbstironie und stimmig gibt, dass es schwer vorstellbar ist, wäre dieser Part an Nick Cage oder gar Tom Cruise gegangen.

Die lakonischen Kommentare seiner Alter Egos nehmen dem Film den Ernst, den viele Comicverfilmungen anstreben - und dabei gnadenlos baden gehen, weil Männer in Strumpfhosen nun mal in der Realität einfach bescheuert aussehen. So wird immer eine feine Balance zwischen dem Comichaften und dem Ernsthaften gewahrt, weder zu albern noch zu moralinsauer.

Der Film konzentriert sich ganz auf seine Hauptfigur und das ist auch gut so - bringt allerdings den unschönen Nebeneffekt mit sich, dass ein richtiger Bösewicht erst sehr spät (trotzdem sehr schöner twist in der Geschichte) auftaucht, dessen Wandlung man allerdings nicht so ganz nachvollziehen mag als Zuschauer. Auch der Showdown zum Schluß wirkt etwas seltsam, erinnert er doch eher an einen Kampf aus Transformers als an eine epische Auseinandersetzung.

Nichtsdestotrotz strotzt das Marveluniversum nur so vor Leben, bis in die kleinste Nebenrolle tauchen (mehr oder weniger) bekannte Figuren auf (deshalb sollte man auch bis zum Ende sitzen bleiben, kleiner Tipp).

Iron Man zählt bestimmt zu den besseren Comicverfilmungen seit langem und macht Lust auf mehr. Robert Downey Jr. hat ja schon signalisiert, dass ihm es nicht ausmachen würde, noch mehr Teile zu machen und letzten Endes wartet man auch sehnsüchtig auf Iron Mans Erzfeind, den Mandarin.

Grandios und stimmig ist die letzte Einstellung, in der auch die klassische Catchphrase die Schlusspointe setzt: I am Iron Man.

(8/10)