Und es begab sich,
dass ich wieder mal den Weg ins Kino fand. Diesmal: The Dark Knight
Rises.
Der Abschluss der
Trilogie von Regisseur Christopher Nolan also. Um es gleich vorweg zu nehmen,
der Film ist sehr langweilig. In den knapp 160 Minuten passiert nicht wirklich viel
und das, was da so passiert, ist konfus und unlogisch.
Nun erwarte ich von
einer Comicverfilmung nicht wirklich viel Logik, aber eine derart seltsame
Konstellation von Motiven, Figuren und Handlungen muss man erstmal auf die
Reihe kriegen.
An der Stelle dürfte
der Tod von Heath Ledger wohl die plausibelste Erklärung sein, denn eigentlich
hätte er seine Rolle als Joker wieder aufnehmen sollen. Und irgendwie scheint es so, als
ob das Drehbuch krampfhaft den Plot auf den neuen Antagonisten
umbiegen wollte, inklusive fadenscheiniger Hintergrundgeschichte. Einem Joker
hätte man das diabolische Sozioexperiment um seiner selbst Willen noch
abgenommen, aber Bane wirkt etwas fehlplatziert. Wenigstens
darf Bane
Batman das Rückgrat brechen, was eine Referenz zum Knightfall-Storybogen
ist.
Das übergeordnete
Thema des Films ist die Frage nach Moral in einem System, das amoralisches
Handeln belohnt. Prinzipiell ist Batman ja ein Anarchist, der Selbstjustiz nach
von ihm selbst definierten Regeln ausübt. Die Idee, dass der Antagonist Batmans
ein anarchisches Chaos auslöst und die Bewohner Gothams in Geiselhaft nimmt, um
die Brüchigkeit der Gesellschaft zu demonstrieren, mag ja auf dem Papier noch
ganz reizvoll sein; aber die Frage, warum Bane so etwas tut wird im Film mehr
als unbefriedigend beantwortet. Er hat keine wirkliche Agenda, persönliche Ziele
nimmt man ihm nicht wirklich ab, überhaupt fragt man sich die ganze Zeit, warum
er überhaupt so agiert wie er agiert. Die Antworten darauf bleiben halbherzig
oder gar auf der Strecke. Ein Terrorist mag er sein, aber ein mordlustiger
Psychopat nicht. Was die Maske, die er da trägt darstellt, bleibt nebenbei auch
im Dunkeln - die fehlende Erklärung für die Fratze des Jokers hat noch gut
funktioniert, hier wirkt es seltsam deplatziert und nimmt Tom Hardy überdies
auch noch viel seiner schauspielerischen Entfaltungsmöglichkeiten. Zudem gab es
in der Vergangenheit immer das doppelte Drama, dass Batman seine Feinde selbst
erschaffen hat. Dieses Plotelement wird leider nicht wieder aufgegriffen,
wodurch der Film evtl. mehr Tiefe bekommen hätte.
Apropos
schauspielerische Leistung: Christian Bale mag ein guter Schauspieler sein, aber
als Batman/Bruce Wayne wirkt er seltsam distanziert und blutleer. Selbst Val
Kilmer hat da mehr Charisma versprüht in "Batman Forever". Weder nimmt man ihm
den nitzscheanischen Übermenschen ab, der von Rachsucht zerfressenen sich über
alle Gesetze erhebt, noch den einsamen, gebrochenen Milliardär
- Bale
taugt nicht zur Identifikationsfigur. Die Figur des Bruce Wayne wirkt sogar eher
wie ein trotziges Kleinkind, das sich allen gut gemeinten Ratschlägen seiner
Umgebung entzieht und lieber in seinem Elend suhlt. Unverständlich ist mir
persönlich auch, warum das ursprüngliche Trauma der Ermordung Bruce
Waynes Eltern nicht konsequent weitergeführt wird. Scheinbar hielt man es für zu aufgebraucht und verpasste Bruce Wayne ein paar neue Traumata, die es zu überwinden gibt.
Ironischerweise
taugen auch fast alle anderen Figuren nicht zu Identifikation, sodass
tatsächlich nur Joseph Gordon-Levitt in der Rolle des John Blake dafür in Frage
kommt. Obwohl das Drehbuch ihm wahrlich keine großartige Rolle zugesteht, wirkt
er von allen Charakteren noch am überzeugendsten und
menschlichsten.
Was zu dem etwas
seltsamen Effekt führt, dass der Rest des Filmpersonals beliebig austauschbar
wird. Weder Michael Caine als Buttler Alfred, Morgan Freeman als Lucius Fox oder
Gary Oldman als Commissioner Gordon würden fehlen, ließe man sie weg. Selbst
Anne Hathaway als Catwoman/Selina Kyle wirkt wie ein Fremdkörper und wird zum
Aufhänger für zwei, drei lustige Oneliner und deus ex machina für's Finale
degradiert. Die gesamte Spannung, die sich bei Michael Keaton und Michelle
Pfeiffer (die nebenbei noch Mut zur Hässlichkeit hatte) in "Batman Returns" noch aufgebaut hat zwischen den "echten"
Charakteren und ihren kostümierten Alter Egos wird irgendwann im ersten Drittel
zwar ansatzweise versucht, alsbald aber wieder vergessen und fallen
gelassen.
Was nebenbei mit
etlichen Nebensträngen der Geschichte passiert, die zwar angerissen, aber nicht
zu Ende erzählt werden (was wurde aus der Mitbewohnerin von Selina Kyle?). Statt
jedoch für Tiefe zu sorgen und eine reichhaltige Welt zu präsentieren,
entwicklen sich diese zu noch mehr Logikbrüchen oder verpuffen sogar (z.B.
Gordons Manuskript).
Andererseits wird
geradezu krampfhaft versucht, das Verhaltren der Figuren plausibel zu
erzählen. Doch wie bereits angedeutet, sind viele Motive häufig unglaubwürdig
oder derart allgemein gehalten, dass die Handlungen sich nicht wirklich davon
ableiten ließen.
Abschließend noch
ein Wort zum Produktionsdesign. Christopher Nolan wurde bisher dafür gerühmt, einen
"realistischen" Batman zu präsentieren. Jedoch verliert sich der Film geradezu
darin und als ob das nicht schon schlimm genug wäre, entreißt der Regisseur
Batman auch noch der Nacht, das gesamte Finale läuft in einem schneebedeckten,
taghellem Gotham ab. Ich verstehe zwar, was damit intendiert war - vermutlich
sollte Batman den Schritt aus der Dunkelheit heraus in den Tag machen - aber das
wirkt alles deplatziert unnatürlich und verkopft. Und außerdem kommen unweigerlich Assoziationen zu "Batman Returns" hoch.
Bezeichnend ist,
dass das absolute Highlight tatsächlich der Anfang des Films ist mit der -
wortwörtlichen - Flugzeugentführung. Alles, was danach kommt kann man allenfalls als "nett" bezeichnen.
tl;dr
160 Minuten Langweile und der Joker fehlt auch noch.
(3/10)