21. Mai 2009

[TV&Co] Internationales Figurentheaterfestival

Der Titel dieses Eintrags könnte eigentlich auch heißen: "Dinge, von denen ich bisher nicht gewusst habe, dass sie "vor der Haustür" stattfinden" ... sicherlich auch eine interessante Kategorie, die man irgendwann einführen könnte ;-)

Nichtdestotrotz kümmert sich das heutige Posting um das Internationale Figurentheaterfestival in Erlangen.



Tante Wiki weiß dazu auch recht wenig zu sagen:

Die zweijährlich von den Städten Nürnberg, Fürth, Erlangen und Schwabach gemeinsam ausgerichtete Veranstaltung gilt als das wichtigste Festival für spartenübergreifendes Figuren-, Bilder- und Objekttheater im deutschsprachigen Raum und als zentrales Theaterfestival Deutschlands.

Über 50 Theatergruppen aus aller Welt präsentieren in rund 100 Vorstellungen zehn Tage lang ihre aktuellen Inszenierungen an mehr als 20 verschiedenen Veranstaltungsorten im Städtegroßraum. Als Rahmenprogramm gibt es Ausstellungen und Performances sowie Workshops, öffentliche Vorträge, Werkstatt-, Inszenierungsgespräche und Diskussionen.

Interessant ist, dass es *die* Veranstaltung in Europa ist und für etliche ausländische Künstler Pflichttermin. Der geflügelte Spruch "Niemand in China weiß das" trifft hier buchstäblich nicht zu.

Und man sollte sich davor hüten, jetzt eine Art Kasperletheater zu erwarten. Aufgrund meiner zugegebenermaßen durch Unwissen induzierte Ignoranz ging ich nur etwas widerwillig in eine Veranstaltung, beschwerte mich im Vorfeld über den meiner Meinung nach viel zu hohen Eintrittspreis und war dann erstmal geplättet als plötzlich ca. 200 Leute mit mir in den Saal wollten (ausverkauft!). Was ich dann zu sehen bekam war höchst beeindruckend:

Einige Studenten der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ aus Berlin präsentierten kurze Szenen mit ihren Figuren, ehe sie im zweiten Teil "Reinike Fuchs" aufführten. Die Szenen zu Anfang loteten die Möglichkeiten der figürlichen Darstellung aus und bereiteten das Publikum indirekt (aber sorgfältig) auf neue Sehgewohnheiten vor.

Reinike Fuchs dann war ein ständiger Wechsel zwischen Puppen und deren Spielern, die gleichzeitig auch die menschlichen Pendants ihrer Figuren waren, sodass zwischen Puppen- und Schauspiel ständig gewechselt wurde. Die Figuren, die einerseits der Physik "ihrer" Welt gehorchten und beispielsweise das Ledersofa auf der Bühne als Burg umfunktionierten oder den davorstehenden Tisch in eine alte Ruine verwandelten; die Schau- und Puppenspieler andererseits, die mühelos die Charakterzüge ihrer Figuren übernahmen und auch zwischen einzelnen Rollen hin- und herwechselten. Für das Stück, das violance, sex and crime im Übermaß hat, bietet diese Verfremdung grandiose Möglichkeiten, sodass ein stimmiges Gesamtbild entstand.

Leider hatte ich nicht die Möglichkeit, andere Veranstaltungen des Festivals zu besuchen, was ich aber beim nächsten Mal auf jeden Fall vor habe. Dann auch mit mehr Wissen, weniger Ignoranz und besserer Planung :-)

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