Zunächst muss ich vorausschicken, dass ich Spiderman zwar mag, allerdings seine Gegner im Normalfall etwas seltsam sind (man denke nur an den Geier ...). Irgendwo las ich mal, dass ein Held nur so gut sein kein wie sein stärkster Feind. Spideys größter Feind war und ist er selbst, sein Umgang mit seinen Kräften und der daraus resultierenden Verantwortung.
Dies wurde im ersten Film stark thematisiert und da war es auch verzeihbar, dass mit dem Grünen Kobold ein etwas schräger Bösewicht daherkam, bei dem mir bis heute nicht klar ist, warum ausgerechnet ein Kobold?! Wie dem auch sei, dem Erfolg des Films tat dies kein Abbruch und darüberhinaus schaffte er es, dass die Waage zwischen comichafter Action und ernsthaften Anspruch gehalten wurde.
Im zweiten Teil bekam Spidey es mit Doc Ock zu tun, der von Alfred Molina charismatisch-tragisch verkörpert wurde, und der Rolle eine Tiefe verlieh, die weit über die Comics hinausgeht. Insofern hatte es Spiderman mit einem echten Superschurken zu tun.
Teil 3 versucht nun genau dort anzuknüpfen und die menschliche Seite Spidermans in Gestalt Peter Parkers wieder in Vordergrund zu stellen. Für ersteres Vorhaben werden drei Gegner in den Ring geschickt: Der neue Kobold, Sandman und Venom.
Wo es sich beim neuen Kobold um Harry Osborne handelt, der bereits in den Filmen zuvor angelegt wurde und somit seine Bestimmung erfährt, mussten die anderen beiden eingeführt werden. Beim Sandman gelingt dies relativ gut, wenn auch ein wenig mit dem Holzhammer zugearbeitet wird, da dem geneigten Zuschauer alles etwas vorgekaut wird. Venom hinggen wird erst sehr spät erschaffen und man fragt sich, warum er so verheizt wird.
Der außerirdische Symbiont, der zunächst Peter Parker und dann Eddie Brock befällt hätte genug Potential für einen gesamten Film gehabt, stattdessen wird sehr viel Zeit vertan, Tobey Maguire eine Farce als John Travolta mit Hitler-Frisur spielen zu lassen, die man eher einem Ben Stiller ins Drehbuch schreibt normalerweise. Im Comic wirkt der negative Einfluß des Symbionten weit weniger lächerlich und zeigt auch seine höchst brutale Seite, die schließlich Spiderman befähigen, ihn wieder loszuwerden. Im Film mögen sich diese Charakterwandlungen nicht so recht entfalten und damit beginnt er auch seinen größten Kredit aus Teil 1 und 2 zu verspielen: Seine Glaubwürdigkeit.
In der Folge wird Venom ziemlich am Ende des Films geboren und anstatt dem Charakter die Tiefe zu verleihen, die anderen Schurken zugebilligt wurde, ist er halt einfach da und ist halt ein wenig böse und will Spiderman töten. Über seine Fähigkeiten, sein Wissen und seinen Ursprung erfährt der Zuschauer nichts. Dabei wäre dies gerade das Interessante: Venom ist nicht per se böse, sondern verstärkt einfach das, was schon an Persönlichkeit da ist, um sich vom Adrenalin zu ernähren. Der Symbiont übernimmt andererseits das Wissen und die Fähigkeiten des Wirtes - zumindest in der Comicvorlage. Leider wird im Film kaum darauf eingegangen, sodass für jemanden ohne Hintergrundinfo vieles wie Logiklöcher vorkommen muss.
Ironischerweise wird Venom auch kein allzu grandioser Abgang gegönnt, irgendwie verdeutlicht das nur noch seine stiefmütterliche Behandlung in meinen Augen.
Der zweite Ansatz, Peter Parker, den Menschen hinter Maske zu zeigen, funktioniert hingegen bis zur Mitte des Films sehr gut, driftet aber wie oben bereits geschrieben sehr in den Kitsch ab. Gegen Ende des Films beweist er dann wieder menschliche Größe in epischen Ausmaß ohne zu kitschig zu wirken - ich für meinen Teil frage mich, wieso das Drehbuch derart unterschiedliche Qualität aufweist. Zum Schluß wurde immerhin bewiesen, dass es doch vernünftig geht.
Aber kommen wir lieber zu der Habenseite des Films: James Franco alias Harry Osborne. Die Spezialeffekte rund um den Sandman. Die Rettungsszene mit dem Baukran. Der Heiratsantrag im französischem Restaurant. Die Befreiung vom Symbionten in der Kirche.
Interessant ist außerdem, wie mit Dr. Curt Conners das Alter Ego der Echse weiter- (war schon in Teil 2 kurz zu sehen) und mit Gwen Stacy eine Konkurrentin zu Mary Jane eingeführt wird - hier werden bereits Handlungsfäden für einen evtl. vierten Teil angelegt. Andererseits hat man das Gefühl, als sei dies auch der Abschied von Spidey, was auch nahe legt, warum Venom noch unbedingt eingebaut werden sollte/musste/wollte. Ein vierter Teil würde vielleicht wieder Venom oder Carnage ins Rennen schicken und Spiderman mit Konkurrenz in Form der Schwarzen Katze konfrontieren ... aber das ist wohl nur Spekulation.
Mein persönliches Fazit ist, dass der Film in etwa gleichauf steht mit dem ersten Teil, aber im Vergleich mit Teil 2 verliert.