24. Februar 2007

[TV&Co] Pans Labyrinth

Zur Abwechslung mal wieder eine Film-Rezension. Heute: Pans Labyrinth von Guillermo del Toro.

Zunächst einmal darf man nicht den Fehler machen und einen niedlichen bis leicht gruseligen Kinderfilm erwarten, da der Hintergrund das Ende des Spanischen Bürgerkrieges 1944 ist. So bricht der Krieg immer wieder in die Handlung ein, man sieht Kämpfe der Franco-Truppen gegen aufständische Partisanen, Kollaborateure und Informanten, grausame Faschisten und stolze Guerrillas, die sich gegenseitg auch wirklich nichts schenken und bis auf's Blut bekämpfen - was auch immer recht spritzig in Szene gesetzt wird.

In dieser brutalen Realität hinein gerät die kleine Ofélia, die von ihrer schwangeren Mutter aufs Land gebracht wird zum neuen Stiefvater, welcher der Hauptmann der Faschisten ist. Sergi López spielt diesen Capitan Vidal sehr überzeugend kalt, berechnend, verblendet und über alle Maße grausam in Anlehnung an Ralph Fiennes Porträt von Amon Göth in Schindlers Liste.

Der Film beginnt jedoch mit der Legende einer Prinzessin, die von einem Reich in der Unterwelt ins Reich der Menschen kam und dort ihre Erinnerung verlor - ihr Vater wartet bis zum Ende der Welt auf ihre Rückkehr. Genau um jene Prinzessin scheint es sich bei dem kleinen Mädchen zu handeln, als sie zufällig in "Pans Labyrinth" stolpert, einer alten Steinanlage in der Nähe ihres Hauses. Dort trifft sie dann auch eine seltsame Kreatur, die ihr eröffnet, dass sie drei Prüfungen erfüllen muss, um wieder ins Königreich ihres Vaters zurückzukehren. Und diese Prüfungen haben es in sich! Herauszuheben ist v.a. die Prüfung beim sog. Pale Man, den sie erreicht, indem sie eine Tür mit Kreide an eine Wand malt.

Überhaupt hat der Film seine Höhepunkte jedesmal, wenn Ofélia in diese bizarre, skurrile und groteske Phantasiewelt abtaucht, um allerlei Kreaturen zu treffen. Bis zuletzt ist nicht klar, ob es Realität oder Imagination ist, ob es sich um Echtheit oder Weltenflucht handelt, da die Grenzen fließend verschwimmen und die eine Welt in die andere hereinzubrechen scheint.

Apropos Realität: Der Kampf der Franco-Truppen gegen die Aufständischen ist gewissermaßen der Film im Film und nimmt einen übergroßen Part ein. Während man zu Beginn noch eine Art "Chihiros Reise ins Zauberland" erwartet, wird ab der Hälfte des Films sehr viel Zeit auf die Schrecken der faschistischen Herrschaft verwendet. Das bringt meiner Meinung nach das Gefüge des Films ziemlich durcheinander und führt zu einigen seltsamen Logikbrüchen in der Phantasiewelt - evtl. ist das auch nur eine Folge des Schnittes, um den Film auf mainstreamtaugliche 120min zu bringen?

Was bleibt vom Film? Das komische Gefühl, eigentlich zwei Filme gesehen zu haben, von denen jeder eigentständig eine Aussage gehabt hätte. Einerseits hätte es eine hartes und schonungsloses Psychodrama über die Schrecken der Franco-Herrschaft werden können, andererseits ein zauberhafters Fantasymärchen über verborgenen Zwischenwelten. Gerade weil der Film ständig hin- und herschwankt und der Schluß ein geradezu zuckersüßes im Stil von Narnia gehaltenes Happy End hat, ist es sehr schwer, ihn gut zu finden. Auf der anderen Seite ist die Welt, die
del Toro entwirft, umwerfend schön und bizarr und man möchte mehr davon sehen. Ich denke insgesamt jedoch, dass der Spagat nicht wirklich ausgehalten wird und deshalb gibt es 6 von 10 Punkten.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

ich habs gestern auch geschaut und fand es gar nicht mal so schlecht. Die Kombination schien mir nur natürlich. Irgendwie. 7-8 von 10 Punkten!

Jürgen Hösch hat gesagt…

Ich habs noch nicht geschafft mire genau zu überlegen wie die Fantasy Element auf den FIlm einwirken - aber die Kombination fand ich auch sehr gelungen. Die Sache mit dem Happy-End seh ich eigentlich anders. Für die kleine Ofelia ist ja die eigentlich Lebenswelt zerstört - ihr bleibt nur die Rückkehr/Flucht in die Fantasywelt.